Bewußte Führer leiten ihr Unternehmen in Zeiten stetigen Wandels durch Innovation und Kreativität zum Erfolg. Sie sind in der Lage herauszutreten, die Situation zu überdenken, die Zusammenhänge zu verstehen, sich auszudrücken und zu wachsen.
Meine Erfahrung als Führungskraft in solchen Unternehmen wie Google, Bertelsmann und Lycos Inc. hat zu einem tiefen Verständnis von vernetzter Welt geführt, in der jede Gedanke, jedes Gefühl und jede Bewegung eine Wirkung hat. „Während extremer Veränderung von Bewusstsein und unserer inneren Weisheit, werden die Kenntnisse des Herzen und Verstandes immer wichtiger.“
Den Führungskräften von morgen, die in einer digitalisierten Wirtschaft mehr Komplexität denn je aufnehmen und verarbeiten, Innovationen und Kreativität fördern müssen und Menschen ohne Hierarchien führen wollen, stehen vor neuartigen und großen Herausforderungen. Ihnen, ihren Teams und Mitarbeitern ist zu wünschen, dass das Thema Reife daher in Zukunft eine Rolle spielen wird.
Oft geht es bei Diskussionen um Führungskompetenz um singuläre Persönlichkeitseigenschaften wie Dominanz, Fokus oder emotionale Intelligenz. Doch Führung ist ein soziales Phänomen und als solches komplex. Es geht um:
Führung ist eine soziale Interaktion. Alles, was passiert, wird interpretiert und kommuniziert, und passiert, weil es interpretiert und kommuniziert wird. Folglich greifen eindimensionalen Erklärungen zu kurz. Führung muss, um effektiv zu sein, dynamisch und prozesshaft den Tanz der Elemente lenkend aufnehmen.
Dafür braucht es im besten Falle etwas in der Führungsperson das in seiner Struktur dieselbe Komplexität aufweist wie sein multidimensionales Sujet: menschliche Reife
Vor etwa 50 Jahren machte die amerikanische Entwicklungspsychologin Jane Loevinger eine wegweisende Entdeckung. Sie erkannte, dass Erwachsene nach den gleichen Mustern wie Kinder weiter reifen können. Dabei stehen ihre kognitiven Strukturen, das Verhältnis zu sich selbst und der interpersonelle Stil wie bei Kindern in wechselseitiger Abhängigkeit. Das Denkvermögen kann sich weiter von einfach zu komplex entwickeln, das Ich dabei noch unabhängiger werden, und der interpersonelle Stil kann sich von „bezogen auf sich“ zu „bezogen auf andere“ bewegen
Loevinger nannte das, was sie in ihren Forschungsdaten sah „Ich-Entwicklung“ und erkannte, dass sich menschliches Reifen in zehn gut voneinander unterscheidbaren Ich-Entwicklungsstufen geistiger und moralischer Fähigkeiten vollzieht. Stufen einer Transformationsleiter zu immer mehr Bewusstsein über sich und die Welt
In einer Welt des stetigen Wandels ist es notwendig, gedanklich Dimensionswechsel zu vollziehen und auch in Utopien zu denken. Um das leisten zu können, ist ein Denkvermögen nötig, das zu dieser Abstrahierung fähig ist. Es ist aber nicht nur die Fähigkeit zur Komplexitätserfassung und -verarbeitung allein, die einen reifen Menschen auszeichnet. Es sind auch ein autonomes und selbstbestimmtes Ich und die Art der Integration in die Welt und in das Team.
Das ist der Grundstein für bewußte Führung. Das erfordert Authentizität, ein Verstehen, wer man ist und wohin man gehen will. Bewusste Führer konzentrieren sich mehr auf das „wir“ als auf das „ich“ und verstehen, dass es an ihnen liegt, eine Kultur des Vertrauens und der kreativität zu schaffen.
Reife kann man nur erlangen, wenn man sich immer wieder fordert und ehrlich hinterfragt, seine Weltsicht immer wieder zur Disposition stellt. Dabei bedarf es der Spiegelung und Herausforderung durch andere. Mittlerweile lassen sich einige Führungskräfte daher auch in Hinblick auf ihre eigene Ich-Entwicklung coachen und erkennen, dass es kein einfacher aber spannender Weg ist.
Zusätzlich zu meiner Erfahrung als Führungskraft in verschiedenen Ländern, richtet sich meine Arbeit an den Methoden der „Ich-Entwicklung“ von Robert Kegan, der U-Theorie von Otto Scharmer, dem Neurolinguistischem Programmieren (NLP), der Prozessbegleitung und dem Konzept der High Performing Teams aus.